Unsere Braunkohle

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BRAUNKOHLE IM ENERGIEPOLITISCHEN KONTEXT.

Die unubersichtliche weltpolitische Lage, Unsicherheiten in allen grossen Wirtschaftsraumen und extreme Preisausschlage insbesondere bei Ol, aber auch Steinkohle in den Jahren 2004 bis 2006 haben erneut deutlich gemacht, dass Energiepolitik ein strategisches Element beinhalten muss. Unter dem Stichwort „Energiemix“ geht es darum, potenzielle Risiken zu begrenzen sowie Chancen zu realisieren. Gerade im sensiblen Stromsektor haben heimische Ressourcen anhaltend einen hohen Stellenwert, weil sie unter der Uberschrift „Versorgungssicherheit und Kalkulierbarkeit der Preise“ stabilisierende Elemente darstellen.

Die Kohle – Stein- und Braunkohle – bleibt fur Europa ein unverzichtbarer Energietrager, das gilt insbesondere fur die Lander des ostlichen Mitteleuropas und auch fur Deutschland. Durch die EU-Erweiterung ist der Kohlenanteil am Energieverbrauch und der Stellenwert im Stromsektor deutlich gestiegen. Die Stromerzeugung der EU-27 basiert zu rund 20 Prozent auf Steinkohle und zu etwa 10 Prozent auf Braunkohle.

Nach USA ist die Europaische Union – zurzeit noch vor China – die zweitgrosste Energieverbrauchsregion der Erde. Europa ist arm an Ol- und Gas-Vorkommen, verfugt allerdings uber grosse Kohlenlagerstatten, die massgeblich zur langerfristigen Energieversorgungssicherheit in der EU beitragen konnen. Kohle kann nicht nur verstromt werden. Vielmehr kann aus diesem Brennstoff auch Synthesegas gewonnen werden. Als erster Schritt konnte hierfur die Braunkohlenmenge genutzt werden, die aufgrund der Effizienzsteigerung 1 Braunkohle im energiepolitischen Kontext der Kraftwerke bei der Verstromung eingespart wird. Bei anhaltend hohen Ol- und Gaspreisen ware die Umsetzung dieser Option wirtschaftlich darstellbar.

Es geht also weiter darum, die positiven Wirkungen des Kohleneinsatzes auf Versorgungssicherheit, Preise und Wertschopfung im politischen Entscheidungsprozess angemessen zu berucksichtigen, den Energiemix fur Unternehmen und fur Volkswirtschaften als Strategie des Risikomanagements und als zukunftsfahige Option in die Abwagungsprozesse einzubringen.

Die Braunkohle hat in den vergangenen Jahren in Deutschland ihre Marktposition durch die gewaltigen Anstrengungen der Unternehmen, die Wettbewerbsfahigkeit abzusichern und die Akzeptanz insgesamt zu verbessern, deutlich festigen konnen. Die Braunkohlenindustrie setzt auf eigene Starken. Und da gilt: Die heimische Braunkohle ist ein volkswirtschaftlicher Positivfaktor. Sie steht fur Produktivitat und Sicherung von Arbeit im eigenen Land. Sie bietet einen kostengunstigen, langfristig kalkulierbaren Beitrag zur Energieversorgung. Eine stabile Position der Braunkohle im Energiemix leistet somit einen wichtigen Beitrag, Abhangigkeiten sowohl bezuglich der Preisentwicklung auf den Weltmarkten als auch hinsichtlich der Verfugbarkeit von Energie zu vermeiden.

Die vorliegende Broschure erlautert im Einzelnen die Rolle der Braunkohle fur unsere Energieversorgung. Sie zeigt aber auch das Spannungsfeld, in dem dieser Industriezweig arbeitet. Und sie berichtet uber die Ma?nahmen, die fur erforderlich gehalten werden, um die aus der Klimavorsorge resultierenden Anforderungen mit den Zielen der Wirtschaftlichkeit und der Sicherheit der Energieversorgung in Einklang zu bringen.

LAGERSTATTEN

ENTSTEHUNG

Der Ursprung der Braunkohle geht auf die Pflanzenwelt und die vor Jahrmillionen entstandenen Torfmoore zuruck, die im Lauf der Erdgeschichte mehrfach von Meeres- und/oder Flussablagerungen (Sand/Kies) uberdeckt wurden. Die Hauptepoche der Entstehung der Braunkohle ist die Mitte des Tertiars, das Miozan.

VORKOMMEN

Die gesamten Braunkohlenvorkommen in Deutschland belaufen sich auf etwa 77 Mrd. t. Davon sind nach heutigem Stand der Tagebautechnik und der Energiepreise – bezogen auf eine international festgelegte Definition zur Bewertung von Lagerstatten – etwa 41 Mrd. t als gewinnbar klassifiziert. In genehmigten und erschlossenen Tagebauen sind etwa 6,3 Mrd. t verfugbar.

Die Lagerstatten sind im Wesentlichen in drei Regionen konzentriert; dies sind das Rheinland, die Lausitz und das Gebiet zwischen Helmstedt und Leipzig/Halle (Mitteldeutschland).

Im Rheinland wird eine 6 bis 17 Mio. Jahre alte miozane Braunkohle abgebaut. Die Lagerstatten erstrecken sich im Stadtedreieck Koln, Aachen und Monchengladbach uber eine Flache von 2 500 km2. Der geologische Vorrat an Braunkohle betrug ursprunglich etwa 55 Mrd. t. Damit reprasentiert das rheinische Revier das grosste geschlossene Braunkohlenvorkommen in Europa. Grosse Teile davon gelten als technisch und wirtschaftlich gewinnbar. Der Braunkohlenvorrat in genehmigten Tagebauen belauft sich auf 3,7 Mrd. t. Aus diesen Abbaufeldern kann das heutige Forderniveau uber einen Zeitraum von etwa 40 Jahren aufrechterhalten werden. Die Bildung der Braunkohle des Lausitzer Reviers begann vor 15 bis 20 Mio. Jahren. Die Lagerstatten beinhalten einen geologischen Braunkohlenvorrat von mehr als 12 Mrd. t. Davon gelten grosse Teile als wirtschaftlich gewinnbar. In den erschlossenen und geplanten Tagebauen lagern etwa 2,0 Mrd. t. Die derzeitige Braunkohlenforderung lasst sich damit rund 40 Jahre fortsetzen.

Die Entstehung der mitteldeutschen Braunkohle erstreckt sich uber eine Zeitspanne, die 23 Mio. Jahre bis zu 45 Mio. Jahre zuruckreicht. Die Lagerstatten umfassen 10 Mrd. t geologischer Vorrate. Aus erschlossenen und genehmigten Tagebauen konnen 0,6 Mrd. t Braunkohle gewonnen werden. Die Reichweite dieser Vorrate betragt etwa 35 Jahre.

QUALITATSMERKMALE

Chemisch setzt sich die Rohbraunkohle (mit nach Revieren und Flozen jeweils abweichenden Parametern) aus etwa 55 Prozent Wasser, 5 Prozent Asche und 40 Prozent Reinkohlengehalt zusammen. Die wasser- und aschefreie Rohkohle (Reinkohle) besteht zu gut zwei Drittel (Gewichtsprozent) aus Kohlenstoff; weitere wesentliche Elemente sind Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff.

Insbesondere der Wassergehalt bedingt einen – im Vergleich zu anderen Energietragern – niedrigeren Heizwert. Der durchschnittliche Heizwert der 2006 in Deutschland geforderten Rohbraunkohle betrug 9 014 kJ/kg. Im Rheinischen Revier liegt der Heizwert bei 8 900 kJ/kg. In der Lausitz sind es rund 8 600 kJ/kg. Im Mitteldeutschen und im Helmstedter Revier sind Heizwerte in der Grossenordnung von 10 500 kJ/kg typisch. Damit entspricht eine Tonne Rohbraunkohle im Durchschnitt dem Heizwert von 0,31 t Steinkohleneinheiten (t SKE). Fur die Bewertung und Nutzung von Braunkohlenlagerstatten kommen neben dem Heizwert Asche- und Schwefelgehalt wesentliche Bedeutung zu. Der naturliche Schwefelgehalt der rheinischen Rohbraunkohle betragt im Mittel 0,3 Prozent. In der Lausitz, deren Vorkommen ebenfalls zu den jungeren miozanen Braunkohlen zahlen, liegt der Schwefelgehalt bei 0,3 bis 1,5 Prozent. Die alteren – aus dem Oligozan stammenden – Kohlen Mitteldeutschlands weisen einen Schwefelgehalt von 1,5 bis 2,1 Prozent auf.

Die in der Stromerzeugung eingesetzten Braunkohlenkraftwerke verfugen uber modernste Feuerungstechniken und umfassende Rauchgasreinigungsanlagen. Damit ist sichergestellt, dass die bei der Verbrennung von Braunkohle entstehenden Emissionen an Schwefeldioxid, Stickoxid und Staub auf ein Minimum reduziert werden und heute deutlich unterhalb der gesetzlichen Vorgaben liegen.

ROLLE DER BRAUNKOHLE IM STROMERZEUGUNGSMIX

Die Kraftwerke sind der wichtigste Einsatzbereich der Braunkohle. 2006 wurden 161,0 Mio. t aus inlandischer Forderung an Kraftwerke und Heizkraftwerke der allgemeinen Versorgung abgesetzt. Das entsprach 91 Prozent der gesamten Gewinnung. Kraftwerke auf Braunkohlenbasis erzeugten im Jahr 2006 rund 152 Mrd. kWh Strom. Mehr als jede vierte in Deutschland verbrauchte Kilowattstunde Strom basiert auf dem Einsatz heimischer Braunkohle. Damit gehort die Braunkohle – neben Kernenergie und Steinkohle – zu den Saulen der deutschen Stromversorgung. Angesichts eines kunftig rucklaufigen Beitrags von Kernenergie und deutscher Steinkohle zur Stromerzeugung gewinnt die Braunkohle als einziger heimischer Energietrager, der ohne Subventionen ausreichend verfugbar ist, an Bedeutung.



Auf Erneuerbaren Energien basierten 2006 rund 12 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland. Auch bei Realisierung der politisch angestrebten Vergrosserung des Beitrags von Wasser, Wind, Sonne und Biomasse zur Deckung des Strombedarfs auf mindestens 20 Prozent im Jahr 2020 und auf weiter vergrosserte Anteile in der Folgezeit bleiben die nicht erneuerbaren Energietrager in den bevorstehenden Jahrzehnten die wichtigste Grundlage unserer Stromversorgung. Vor diesem Hintergrund ist ein langfristig stabiler Beitrag der Braunkohle zur Stromerzeugung geboten.