Quelle: http://www.swr.de/naturwunder/-/id=1223312/nid=1223312/did=5182924/161fpbb/index.html


Klimafreundliche Kohle

Programm
"Die grosse Show der Naturwunder", Das Erste


Einer unserer wichtigsten und zugleich problematischsten Energieträger ist die Kohle. Die Förderung von Steinkohle ist sehr aufwändig, denn das Schwarze Gold muss in grosser Tiefe abgebaut werden – oft mehr als einen Kilometer unter der Erde.

Braunkohle wird meistens im Tagebau gewonnen, so dass riesige Abbauhalden mit ihren gigantischen Baggern ganze Regionen prägen. Immer wieder müssen Dörfer und Kleinstädte umgesiedelt werden, weil sie dem Tagebau im Wege stehen.

Kohle ist aus urzeitlichen Pflanzen entstanden, indem Wälder im Sumpf versanken und luftdicht abgeschlossen wurden. Durch Mikroorganismen und Druck entsteht im Laufe von Jahrmillionen Kohle. Nach 500 Jahren wird aus den Pflanzenresten Torf, nach 15 Millionen Jahren gibt es Braunkohle (die zu Briketts verpresst wird) und bis aus den Urwäldern die heutige Steinkohle wurde, dauerte es sogar etwa 300 Millionen Jahre!

Kohle besteht aus Kohlenstoff und wenn wir sie verbrennen, wird CO2 freigesetzt, das vorher Millionen Jahre in der Erde schlummerte. Die Folge sind Treibhauseffekt und globale Erwärmung. Au?erdem sind die Kohlevorräte auf unserer Erde begrenzt, denn Kohle ist kein erneuerbarer Energieträger.

Nun haben junge Wissenschaftler aus Brandenburg eine Methode entwickelt, um aus Bioabfällen Kohle zu machen und das in relativ kurzer Zeit!

Dabei werden verschiedene Bioabfälle mit Wasser und einem Katalysator (Zitronensaure) in einer Art Dampfkochtopf bei 20 bar Druck und 200 0C für acht bis zwölf Stunden gekocht. Bei diesem Vorgang wird das Wasser aus der Biomasse gespalten. Übrig bleiben Kohlestaub und Wasser, also Kohleschlamm. Aus diesem Kohleschlamm wird mit sehr geringem Energieaufwand das Wasser herausgepresst, so dass man Kohle erhält. Der Vorgang ist also fast keine zusätzliche Energie.

In diesem Produkt stecken 80% der in dem ursprünglichen Bioabfall enthaltenen Energie, was von der Qualität mit unserer heimischen Braunkohle vergleichbar ist.

Natürlich entsteht auch bei dieser Verbrennung CO2 – aber nur soviel, wie die Pflanzen zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Der Rohstoff ist also klimaneutral.

Ein Kubikmeter Bioabfall entspricht weiterverarbeitet etwa 100 Liter Diesel. Anders als bei der Herstellung von Biodiesel beansprucht man dafür keine Feldfrüchte, keinen Raps, Mais oder Weizen, sondern nutzt das, was normalerweise weggeworfen wurde und missbraucht somit auch keine Lebensmittel zur Energiegewinnung.

Bioabfälle gibt es massenhaft. Allein in Deutschland landen pro Jahr neun Millionen Tonnen Biomüll in den grünen Tonnen.

Zurzeit gibt es einige kleinere Prototypen, die Biomasse in Kohle umwandeln können. Ziel der Forscher ist es, in den nächsten Jahren gro?e Industrieanlagen zu bauen, um schnell umweltfreundliche, klimaneutrale Kohle herzustellen.