Vahner R.D., Koher L.P. Einfiihrungstext Modelle im Handumdrehen. Uni Report Otto-Von-neriche Universitat Magedeâurg.1997.S7.

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Einfiihrungstext Modelle im      Handumdrehen

Zeit ist Geld" sagt das Sprichwort, das heute mehr denn je zu einem Leitspruch geworden ist. Vor allem aber bei der Entwicklung und Herstellung neuer Produkte ist die Zeit ein Schlusselfaktor. Sozusagen im Handumdrehen* k6nnen die seit den 80er Jahren verfugbaren Rapid-Prototyping-Techniken aus 5 einer Idee ein Modell zum Anfassen entstehen lassen. Derartige korperliche Modelle spielen fur die Bewertung und Optimierung von Form, Geometrie, Gebrauchsfahigkeit und Funktionalitat eine wichtige Rolle. Dauert die Modellherstellung mit herkommlichen Mitteln oft Wochen, ja sogar Monate, entstehen mit der Rapid-Prototyping-Technologie aus virtuellen 3D-CAD-10   Modellen in wenigen Tagen gegenstandliche Muster. Es ist ganz egal, ob ein Ingenieur Kaffeemaschinen oder Staubsauger, Auspuffkrummer oder Motorblocke entwickeln will - immer steht zwischen seinem Entwurf und der endgultigen Fertigung das Modell. Als ein original-getreues Abbild ist es Voraussetzung dafur, dass ein Werkstuck in Serie geht. 5 Hier lag in der Vergangenheit ein Schwachpunkt* in der schnellen Umsetzung innovativer Ideen. Am Bildschirm des Konstruktionscomputers kann gezeigt werden, was damit gemeint ist. Schon nach kurzer Zeit erscheint ein mit zahlreichen Bohrungen, Ecken und Kanten versehenes Bauteil. Es soil in einer Werkzeugmaschine  eingesetzt werden. Der Ingenieur kann es auf dem Computerbildschirm drehen und wenden, er kann es ,,aufschneidenB und verandern. Eines ist aber nicht moglich: es lasst sich nicht anfassen. Notig ist gerade bei komplizierten Bauteilen ein handfestes Modell, urn bei der Fertigung keine bosen Oberraschungen zu erleben. Mitunter kann es Tage und Wochen dauem, bis   aus den Rechnerdaten   mit   herkOmmlichen Verfahren   wie Frasen oder Drehen das gewunschte Modell entstanden ist. Sollte es sich dann als nicht tauglich erweisen, muss die ganze Arbeit von vorn beginnen. 2.Teil Die Losung sehen die Magdeburger Technikwissenschaftler im sogenannten Rapid-Prototyping, dem schnellen Modellbau. Mit ihm wird der Computer zum  Schreiner. Kernstuck des Verfahrens ist die sogenannte Stereolithographie, die 1987 zeitgleich in Japan und den USA entwickelt wurde. Das Besondere an der neuen Modellbautechnik ist, dass sie genau umgekehrt funktioniert wie bisherige Fertigungsmethoden. Das gewunschte Bauteil wird nicht aus dem Rohmaterial herausgeschnitten, sondern es wird ihm so lange   Material zugefugt, bis es die gewunschte Form hat. Dazu fuhrt die Anlage einen Laserstrahl uber eine Schicht flussigen Kunststoffs, der sich in einer Art Wanne befindet. An den getroffenen Stellen hartet der Kunststoff aus. Danach wird die Wanne etwas abgesenkt und eine neue Schicht flussigen Kunststoffs gezielt gehartet. Schicht fur Schicht entsteht   so das geplante Werkstuck.   Die Schichten  sind     nur Bruchteile     eines Millimeters   dunn. Das   erlaubt es, auch   feine   Strukturen   am   Modellteil nachzubilden. 3.Teil Das Verfahren bringt den Vorteil, dass sich die gewunschten Materialien nur dort befinden, wo sie benotigt werden.   Mit  der Wahl  der Ausgangsstoffe und sogenannter Folgeschrittverfahren lassen sich auch die Material-eigenschaften des Modellteils beeinflussen. Selbst komplizierte Teile kann man so herstellen.Der wesentliche Vorteil aber ist die Schnelligkeit. Schon nach wenigen Stunden ist das Modellteil fertig. Aufgrund der zunehmenden Vielfalt der Produkte konne sich das neue Fertigungsverfahren als entscheidende WettbewerbsgroBe erweisen, schatzen die Magdeburger Technikwissen­schaftler. Obwohl die Anlage der Forschung und Lehre dient, zeigen regionale mittelstSndische Unternehmen Interesse und Aufgeschlossenheit fur diese neue Technologie.