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Befahrerhandbuch Das Bergwerk - die Welt unter Tage. Was erwartet einen?

Georg Leupolt, Maja Hocker

источник: " Befahrerhandbuch" Streitschrift zu Arbeitsweisen der praktischen bergbauhistorischen Forschung , Grubenarchaologischen Gesellschaft. 2001 . - 264 S.
URL: http://www.untertage.com/cms/content/view/87/2/

Grubenbaue

Der Begriff - Grube im engeren, bergrechtlichen Sinne steht für einen wirtschaftlich zusammengehörigen Bergbaubetrieb, das Grubenfeld für den räumlich abgegrenzten Bereich, in dem die Grube Abbaurechte hat. Im allgemeinen Sprachgebrauch und so auch im Folgenden steht Grube synonym für Bergwerk.

Als Baue werden alle unterirdischen Grubenhohlräume bezeichnet, die zusammen das Grubengebäude ergeben. Die folgende Aufzählung beinhaltet die bei Befahrung des untertägigen Altbergbaus vornehmlich anzutreffenden Arten der unterirdischen Hohlräume und erhebt keine Anspruch auf Vollständigkeit, da auf technisch bedingte Sonderformen nicht eingegangen werden kann.

Im Gegensatz zu Höhlen sind Bergbauhohlräume von Haus aus immer so groß, daß der Bergmann der betreffenden Zeit auch hindurch paßte (sogenannte Durchhiebe in Abbauen ausgenommen, siehe Abbildung 63). Nicht mehr benötigte Strecken und Stollenabschnitte wurden jedoch oft zum Ablagern nicht mehr benötigten Gesteins benutzt, sie wurden versetzt. Das dazu benutzte Gestein, der Versatz, heißt auch Berge oder Masse (Masse jedoch auch allgemein für stückiges Gesteinsmaterial). Im jüngeren Bergbau wurden nicht mehr benötigte (abgeworfene) Baue auch mit allerhand Unrat verfüllt. Dadurch verengt sich das ursprüngliche Profil genauso wie durch natürlichen Verbruch infolge mangelnder Standfestigkeit des Gebirges, durch Versinterung oder Abrutschen von Verfüllmassen aus Abbauen. Man ist dann froh, wenn von den beschriebenen Bauen noch kleine Mauselöcher übrigbleiben, die zum Hindurchkriechen reichen.

Stolln und Strecken

Stollen (auch Stolln oder Stölln, Einzahl der Stollen oder Stolln) sind mehr oder weniger horizontal verlaufende, schlauchförmige Grubenbaue mit einer Tagesöffnung und Gefälle nach außen. Sie sind wohl die Art unterirdischer Hohlraum, auf die man im Gelände am meisten aufmerksam wird und auch als erste Befahrungsziele auswählt. Als Strecken bezeichnet man im Gegensatz dazu alle nahezu horizontalen Baue, die keine Tagesöffnung besitzen, von der Gestalt aber einem Stollen gleichen.

Der sprachliche Gebrauch dieser beiden Begriffe ist oft unscharf, da zum Beispiel auch seitliche Abgänge (die strenggenommen eigentlich Strecken sind) von einem zu Tage ausgehenden Stollen als solcher bezeichnet werden, wenn damit die gesamte Sohle des Stollens (und damit sein Entwässerungsniveau) gemeint ist. Neben der durch die Stollensohle(n) vorgegebenen horizontalen Gliederung eines Grubenbaues ergaben sich auch aus der Abbautechnologie weitere Untergliederungen. Diese wurden als Sohlen schlechthin oder als Gezeugstrecken bezeichnet und meist numeriert. Die ?halbzweite? Sohle beziehungsweise Gezeugstrecke liegt dabei zwischen der ersten und zweiten Gezeugstrecke, die Nummerierung der beginnt unterhalb der (zum Benennungszeitraum gültigen) Hauptstollnsohle, in absteigender Tiefe: halberste, erste , halbzweite und so weiter.

Das Profil einer Strecke oder eines Stollens ist die rechtwinklig zum Verlauf (?Streichen?, siehe Streichen eines Ganges) des Grubenbaues vorhandene Querschnittsfläche, deren Größe und Gestalt charakteristisch für den Zeitraum der Anlage des Grubenbaues ist (vergleiche

Strecke und Stolln

Abbildung 10: Strecke und Stolln: Begriffe
1) Haldenzug auf Erzgang; 2) Erzgänge; 3) Stollnmundloch am Hang mit davor liegender Halde; 4) Rösche des Stollns (Entwässerung); 5) Stolln (besitzt Tagesöffnung); 6) Strecken (ohne Tagesöffnung); 7) Abbaue auf einem Erzgang, der vom Stollen überfahren wird auch Abbildung 63). In Abbildung 10 sind verschiedene Begriffe zu Stollen und Strecken erläutert.

Daneben gibt es noch die ebenfalls horizontal verlaufenden Röschen. Röschen sind untertägige, zur Weiterleitung von Betriebswasser aufgefahrene Hohlräume. Sie versorgten zum Beispiel Wasserräder mit dem nötigen Betriebswasser (Aufschlagrösche) oder führten das genutzte Wasser ab (Abzugsrösche). Ein unter Tage geführtes Teilstück eines Grabens der bergmännischen Wasserwirtschaft ist ebenfalls eine Rösche. Entsprechend haben Röschen ebenfalls meist eine, gelegentlich zwei und nur selten keine Tagesöffnung (wenn das von einem Rad schon genutzte Wasser einem weiteren Wasserrad unter Tage zugeführt wird) und dienen oft als Zugänge zu bergbaulichen Anlagen. Das als Steinschleuse gesetzte Wassergerinne vom Stollnmundloch in die Vorflut wird ebenfalls als Rösche bezeichnet.

Abbaue

Während Stollen, Schächte und Strecken eine Lagerstätte zugänglich machen, sind Abbaue der Ort, an dem die nutzbaren Minerale gewonnen werden. Es sind je nach Typ der Lagerstätte langgestreckte, schmale, tafelförmige Hohlräume (steilstehend: Gangbergbau, flachliegend: Flözbau) oder mehr rundliche oder schlauchartige Weitungen (Stockwerksbau). Diese Räume können offen, abgesoffen (wassergefüllt) oder ganz oder zum Teil mit Massen gefüllt (versetzt) sein. Die Größe der Abbaue reicht von kleinen ?Aushieben? in der Firste oder Sohle einer Gangstrecke bis zu 50 m langen und breiten und 30 m hohen saalartigen Weitungen beim Stockwerksbau. Als Erz wurden meist einzelne Minerale gesucht, vom Nebengestein wurde nur so viel abgebaut, wie unbedingt nötig. Soweit möglich wurde es, wenn es schon mit abgebaut werden mußte, dennoch in der Grube belassen.

Die Befahrung von Abbauen gehört neben dem Aufsuchen von Standorten technischer Einrichtungen zu den wichtigsten Tätigkeiten bei einer bergbauhistorischen Aufnahme, da ja hier der Ort ist, weswegen eigentlich Bergbau betrieben wurde. Geologische und lagerstättenkundliche Verhältnisse lassen sich im Abbau am besten studieren, weil der Gang oder Erzkörper meist noch teilweise ansteht oder wenigstens die Ausdehnung der erzführenden Partien sichtbar wird. Der trotz häufig schwieriger Befahrungsbedingungen erlangte Erkenntnisgewinn lohnt in den meisten Fällen den Aufwand.

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Abbildung 11: Abbauformen

  1. Gangbergbau: 1) Strossenbau mit Versatz; 2) Strossenbau ohne Versatz; 3) Firstenstoßbau; 4) Firstenbau ohne Versatz; 5) Firstenbau mit Versatz und ausgesparten Rollöchern; A) Grundstrecke
  2. Stockwerks- oder Weitungsbau: 1) Tagebau; 2) Haspelschächte; 3) Weitungen
  3. Kammerpfeilerbau: Prinzipdarstellung, stehengelasssene Pfeiler stützen die Firste über großen Abbauhohlräumen
  4. Magazinbau: 1) Untere Sohlstrecke; 2) Überhauen; 3) gewonnenenes Erz; 4) anstehendes Erz; es werden große Gesteinsmassen mit einem Mal durch Sprengungen gelöst und unten abgezogen, nicht wie beim Firstenstoßbau gezielt über Rollen abgefördert

Betrachten wir zunächst den Gangbergbau! Für den Abbau einer Lagerstätte auf Erzgängen gibt es verschiedene Technologien, wie Firstenbau (in verschiedenen Varianten; von unten nach oben geführt), Strossenbau (von oben nach unten), Kammerpfeilerbau und Magazinbau. In Abbildung 11 sind die genannten Formen des Abbaus erläutert. Über die weiteren Arten und die genauen techno­logischen Abläufe informiert man sich in der Fachliteratur (zum Beispiel [13]). Strossen- und Magazinbau hinter­lassen bedingt durch das angewendete technische Verfahren große leere Räume, man spricht hier bei größerer Teufen­erstreckung vom offen durchgebauten Gang (Abbildung 12).

Teufe steht bergmännisch für Tiefe, aber auch als Bezeichnung für einen vertikalen Grubenbau, der gerade geteuft beziehungsweise abgeteuft, also niedergebracht wird.

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Abbildung 12: Abgesetzte Schächte

Weitungsbaue, wie sie zum Beispiel in allen erzgebirgischen Zinnrevieren vorkommen, erinnern in ihrer Gestalt an die großen Säle in Höhlen. Im Gegensatz zu Höhlen ist die Gefährdung des Befahrers durch Steinschlag in einer Weitung in der Regel größer, zum Beispiel deshalb, weil man durch die Größe des Raumes an der Firste hängende Ablöser schlecht sieht und die Weitungen durch ihr großes, manchmal durch Sprengen mit das Gebirge auf­lockernden brisanten Sprengstoffen entstandenes, Volumen statisch unsicherer sind als beispielsweise eine Schlägelstrecke oder eine durch Lösungsprozesse ohne Auflockerung des Nebengesteins entstandene große Höhle.

In Kalkwerken wird der Kalk häufig im sogenannten Kammerpfeilerbau gewonnen (siehe oben und Abbildung 11). Die dabei entstehenden großen Abbauräume sind durch stehengelassene Pfeiler unterteilt, welche die Standfestigkeit des Abbaus gewährleisten sollen.