18. Symposium ASIM 2005, Tagungsband
Parallele Simulationsumgebung für dynamische Netzobjekte mit verteilten Parametern.
L.P. Feldman, V.A. Svjatnyj, O.V. Moldovanova
feldman@pmi.donntu.ru
svjatnyj@cs.donntu.ru
Fakultat fur Rechentechnik und Informatik (FRTI)
Nationale technische Universität Donezk, Artemstrasse 58, 83000 Donezk, Ukraine
M. Resch, U. Küster
resch@hlrs.de
kuester@hlrs.de
Hochstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS),
Nobelstr. 19, 70550 Stuttgart
Kurzfassung
In Zusammenhang mit der Komplexität der technischen
Netze verschiedener Gegenstandsgebiete als Modellierungs- und
Simulationsobjekte mit verteilten Parametern wird vorgeschlagen, eine
problemorientierte parallele Simulationsumgebung (PSU) zu entwickeln. Im
Beitrag werden die PSU-Strukturorganisation, parallele Algorithmen und
Simulationssoftware sowie die Implementierungsergebnisse und
Anwendungsperspektiven vorgestellt. Die Konzeption der Simulationsumgebung
vereinigt verschiedene Aspekte des Simulationsprozesses, Hardwareressourcen,
System- und Simulationssoftware, die alle Etappen der Modellierung und
Simulation unterstützen.
1. Einleitung
Die in verschiedenen Gebieten angewandten technischen
Netze sind Modellierungs- und Simulationsobjekte mit verteilten Parametern.
Wegen Nichtlinearitäten, großen Dimensionen der ursprünglichen und
diskretisierten Netztopologien, physikalisch verschiedener dynamischen Prozesse
sowie den darauf definierten höchstdimensionalen
Differential-Algebra-Gleichungssystemen gehören die Netzobjekte zu den
komplexen dynamischen Systemen. Die Modellierungssystematik solcher Systeme
wird als wichtiger Entwicklungsgegenstand paralleler Simulationstechnik [1]
betrachtet, die aufgrund der netzobjektspezifischen Anforderungen eine neue
Systemorganisation der Simulationsmittel als problemorientierte parallele
Simulationsumgebung (PSU) bietet. Die PSU-Konzeption wurde im Rahmen der
Kooperation von FRTI der Nationalen Technischen Universität Donezk und ISR,
IPVS, HLRS der Universität Stuttgart entworfen.
2. Struktur der parallelen Simulationsumgebung
Problemorientierte parallele Simulationsumgebung
für dynamische Netzobjekte mit verteilten Parametern (DNVP) ist ein System,
bestehend aus parallelen Rechenressourcen, Arbeitsplätzen, Peripheriegeräten,
System- und Simulationssoftware, das sowohl Modellerstellung als auch dessen
Verwendung unterstützt. Die Problem-Orientierung der Simulationsumgebung
besteht in der benutzerfreundlichen Beschreibung des Netzobjektes, in der
spezifischen Vorstellung der Simulationsergebnisse, in der Wahl von wirksamen
Visualisierungsverfahren sowie in der problembezogenen Entwicklung der
Simulationssoftware und Benutzeroberfläche (BOF).
Abb.1. : Hardwarestruktur von PSU.
Zu den parallelen Ressourcen gehören
Rechensysteme mit MIMD-Architekturen, sowie PC-Cluster. Der Zugriff auf die Hardware
wird mit Hilfe von Netzen von
Arbeitsplätzen aus durchgeführt. Peripheriegeräte visualisieren und
dokumentieren die Simulationsergebnisse. Ein Web-Server erlaubt einen
Web-basierten Ansatz zur parallelen Modellierung und Simulation von dynamischen
Netzobjekten mit verteilten Parametern zu realisieren.
Die Web-Simulation basiert auf dem Prinzip der
Fernsimulation [1]. Das Common Gateway Interface (CGI) unterstützt die
Datenübergabe über das Netz und den Start eines CGI-Scripts auf dem Server. CGI-Scripts
sind mit Hilfe von Programmiersprache C++ implementiert (Bild 2). Das CGI-Script
startet die Simulation, erstellt die Ergebnisse auf einer HTML-Seite und
übergibt diese Seite dem Benutzer.
Abb.2. : CGI-basierte Web-Verbindung.
Die PSU-Systemsoftware enthält parallele
Betriebssysteme der MIMD-Rechner, parallele Programmierungssysteme, eine web-basierten
Benutzeroberfläche, ein Datenbankverwaltungssystem
sowie Systemprogramme für Peripheriegeräte.
Abb.3. : PSU-Software Struktur.
Die PSU-Simulationssoftware hat die folgenden
Hauptkomponenten: eine DNVP-Simulationssoftware, ein Verbindungssubsystem, ein
Login Subsystem, ein Benutzerverwaltungssubsystem,
ein Visualisierungssubsystem sowie eine Datenbank für
Modelle und ihre Parameter. Alle diese Softwarekomponenten gewährleisten
eine web-basierte
Benutzeroberfläche für Modellentwickler.
3. DNVP-Simulationssoftware
Die DNVP-Simulationssoftware wurde als
die integrierten Programmkomponenten (Topologieanalysator, Gleichungsgenerator
und auf verschiedenen numerischen Verfahren basierenden Gleichungslöser) entwickelt,
implementiert und experimentell untersucht.
Der Topologieanalysator liefert die
für Erstellung der Simulationsmodelle notwendige Information über
diskretisierte ursprüngliche Netztopologie.
Der Gleichungsgenerator ist ein
Programm, das auf der Grundlage von gegebenen Daten und Angaben des
Topologieanalysators die Gleichungen des DNVP erstellt und auf die konventionellen
sowie virtuellen parallelen Simulationsmodelle transformiert. Die Implementierung
des Topologieanalysators und des Gleichungsgenerators für DNVP erlaubt die
rechnerunterstützte Modellierung von Objekten der betrachtenden Klasse. Die
Implementierung erfolgt in C++.
Der Gleichungslöser stellt ein Programm dar, das zyklisch einen
Algorithmus der numerischen Lösung des generierten Matrix-Gleichungssystems durchläuft.
Basierend auf Anforderungen der PSU, wird der Lösungsalgorithmus so erstellt,
dass Benutzer verschiedene parallele Implementierungen mehrerer numerischer
Verfahren auswählen kann. Das sind Runge-Kutta (4. Ordnung) und Adams-Bashforth
(2. Ordnung) Verfahren, die in modernen Simulationssprachen implementiert sind.
Ihre Verwendung in PSU stimmt mit dem
Nachfolgeprinzip von parallelen Umgebungen mit sequentiellen Simulationsmitteln
für dynamische Netzobjekte überein. Außerdem wird ein blockartiges
2-Punkt Einschritt-Differenzverfahren für die Simulation verwendet. Das Verfahren
für das System der gewöhnlichen Differenzgleichungen hat die folgende Form [4]:
Hier sind n – eine Blocknummer, q – eine Gleichungsnummer, – ein Intervall zwischen Punkten des
Blockes,
, j = 0, 1, 2.
Das nichtlineare Gleichungssystem (1) wird mit Hilfe des folgenden Iterationsverfahrens gelöst:
Hier ist s – eine Iterationsnummer.
Mögliche
Parallelisierungsansätze
[2] für Entwicklung des parallelen DNVP-Simulationsmodells wurden untersucht.
Der Gleichungslöser wurde mit Hilfe von Programmiersprache C++ und der MPI-Bibliothek
implementiert. Für die Parallelisierung wurde die
SPMD-Organisation des Lösers ausgewählt.
Die Simulationsergebnisse werden in Text-Dateien gespeichert. Der spezieller
CGI-Script wandelt die Daten der Text-Dateien mit Hilfe von GNUPlot Software in
GIF-Format um und dann erstellt eine HTML-Seite mit der graphischen Darstellung
der Ergebnisse.
Abb.4. : Beispiel der HTML-Seite mit Ergebnissen.
4. Zusammenfassung und Ausblick
Die Problem orientierte PSU wurde von Autoren
als verteiltes System mit den parallelen Rechenressourcen realisiert und experimentell
untersucht. Als dynamische Modellierungs- und Simulationsobjekte wurden dabei
industrienahe Grubenbewetterungsnetze mit verteilten Parametern betrachtet. Die
Analyse von Simulationsergebnissen zeigt, dass PSU arbeitsfähig ist, die
PSU-Strukturkomponenten die vordefinierten Funktionen zuverlässig erfüllen, die
rechnergestützte Erstellung der parallelen Modelle von Netzobjekten realisiert
wird, die vorgeschlagenen Parallelisierungsansätze als Basis für die
Entwicklung der parallelen Simulationsalgorithmen und Programmen sowie der
Prozessorzuordnung dienen. PSU wird in der Kohleindustrie für die
modellgestützte Entwicklung der Automatisierungssysteme für Grubenbewetterung
und für die Lehre an den beteiligten Universitäten benutzt.
Literatur
[1]L. Feldmann, V. Svjatnyj, V. Lapko, E.-D. Gilles, A. Reuter, K. Rothermel,
M. Zeitz: Parallele Simulationstechnik.-
Problems of Simulation and Computer-Aided Design
of Dy-namic Systems. Collected Volume of scientific papers.
Donetsk State Technical University, Donetsk, 1999, 9 – 19.
[2] Svjatnyj, V.A., Moldovanova, O.V., Tschepzov,
A.A., Zeitz, M., Rothermel, K.: Generierung und parallele
Lösung von Simulationsmodellen für Netzobjekte mit verteilten Parametern.
In: R. Hohmann (Hrsg.), Tagungsband 17. ASIM-Symposium Simulationstechnik,
Magdeburg 2003, SCS 2003, S. 193 – 198.
14. Symposium ASIM'2000, Tagungsband, SCS, 2000, 235 – 240.
[3] Lorenz,P., Schriber, T.J., Dorwarth, H., Ritter, K.-C.:
Towards a web based simulation environment. Proceedings of the 29th
conference on Winter simulation. p. 1338-1344. December 07-10, 1997.
Atlanta, Georgia, United States.
[4] Feldmann, L.P., Svjatnyj, V.A.:
Stabilität von parallelen Simulationsverfahren für
dynamische Systeme mit konzentrierten Parametern. In: R. Hohmann (Hrsg.),
Tagungsband 17. ASIM-Symposium Simulationstechnik, Magdeburg 2003, SCS 2003, S.
|